Flüchtlingskrise beschäftigt auch Mössinger CDU In zwei Leserbriefen nahmen Vorstandsmitglieder Stellung
Dirk Abel im Schwäbischen Tagblatt am 05.September:
Die Erstaufnahmestellen des Landes sind heillos überfüllt. „Flüchtlinge werden zu Bustouristen“ stand kürzlich in den Stuttgarter Nachrichten. Das alles war nicht vorhersehbar, sagt Ministerpräsident Kretschmann. Dabei hatte der Bundesentwicklungsminister schon 2014 vor deutlich höheren Zahlen gewarnt.
Im Kreis Tübingen werden Flüchtlinge, die eigentlich in die Erstaufnahmestellen gehören, in Hau-Ruck-Aktionen in Sporthallen untergebracht. Menschen sollen auf ihre liebgewonnen Freizeitaktivitäten verzichten, Vereine sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Der Tübinger OB will zwangsenteignen. Angesichts der Notsituation der Flüchtlinge sei das zumutbar. Wirklich? Ich sage nein. Damit die Stimmung nicht kippt und wir den bedürftigen Flüchtlingen weiter eine gute Hilfe bieten können, müssen wir auch mit der eigenen Bevölkerung achtsam umgehen.
Wir brauchen dringend weitere sichere Herkunftsstaaten, damit wir den wirklich bedürftigen Flüchtlingen helfen können. Wir sollten positiv für die Unterbringung werben und von Schulen und Vereinen genutzte Gebäude möglichst außen vor lassen. Vor allem aber: Der Westen muss die Probleme in den Krisenländern viel stärker angehen. Unser Rückzug aus der Verantwortung funktioniert nicht. Das lehrt uns im Übrigen auch die eigene Geschichte. Denn die Flucht vor dem Naziregime war erst nach dessen Beseitigung zu Ende. Wie schrieb ein Mitglied der Chefredaktion von Spiegel online vor einigen Tagen treffend: „Wir müssen da draußen mehr tun“.
Dr. Andreas Gammel im Schwäbischen Tagblatt am 15. September:
Herr LedeAbal fordert, übereinstimmend mit der Position der Grünen, de facto die sofortige Aushändigung einer Gesundheitskarte für jeden Flüchtling, der die Grenze nach Deutschland überschritten hat. Das heißt: freier Zugang zu allen Leistungen des Gesundheitswesens. Der Anspruch auf direkten Facharzt-Zugang, Vorsorge und Reha, Ergo- und Psychotherapie und die Sanierung vorbestehendergesundheitlicher Defekte ist damit verbunden.
Für viele von uns sind diese Leistungen selbstverständlich, aber längst nicht für alle. Obdachlose ohne Krankenversicherung, Sozialhilfeempfänger, Privatversicherte im Basistarif – all diese leben mit eingeschränktem Versicherungsschutz. Denn ein Menschenrecht aufmedizinische Rundumversorgung gibt es nicht. Wollten wir das Flüchtlingen gewähren, dann müsste es auch für die oben genannten Bevölkerungsgruppen gelten.
Keiner fordert eine schlechte medizinische Versorgung für Flüchtlinge. Wer krank ist, dem wird geholfen, und zwar – hier liegt LedeAbal daneben – ohne zeitraubende Bürokratie. Wer akut krank in meine Praxis kommt, bekommt alles, was er braucht: Zuwendung, Beratung, Medikamente, eine Facharzt-Überweisung. Derweil kümmern wir uns um die Bezahlung. Niemand muß „mit Schmerzen auf´s Amt“. Aber wer für manche100% fordert, muß erklären, wieso das nicht für alle gelten soll. Und wieso es nicht legitim sein soll, die teuren Segnungen unseres Gesundheitswesens auf die zu konzentrieren, die hier bleiben werden. Denn mit der Asyl-Anerkennung kommt dann ja auch die Gesundheitskarte für Flüchtlinge.
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