16.11.2021, 16:04 Uhr

Die Bedeutung der Impfung für die Pandemiebekämpfung
Erklärungen von unserem Fraktionsvorsitzenden Dr. med. Andreas Gammel

Unser Fraktionsvorsitzender, Dr. med. Andreas Gammel, hat aufgrund der aktuellen Lage einige (An-)Fragen auf Facebook anschaulich beantwortet und erklärt, wie wichtig die Impfung in der Pandemiebekämpfung ist. Gerne schließen wir uns dem an (Text siehe unten) und verweisen auch auf die Informationen der Stadt Mössingen, in denen beispielsweise aktuelle Impfangebote vor Ort aufgeführt werden: https://www.moessingen.de/Corona
Gerade sind viele frustriert, weil die Impfungen nicht das halten, was wir uns von ihnen versprochen haben. Aber bei aller verständlichen Frustration sollten wir uns klar machen:
 
Wenn wir exponiert sind, dann trifft das Virus zuerst auf die Schleimhaut, vermehrt sich dort und gelangt dann in den Körper, wo dann ein Organbefall für uns gefährlich werden kann. Eine Impfung macht Antikörper im Blut, und deshalb verhindert sie den Organbefall und damit in der Regel einen schweren Krankheitsverlauf für die Geimpften. Das klappt nicht immer, aber so oft, dass Geimpfte unter den Intensivpatienten und denen, die sterben, deutlich in der Unterzahl sind, obwohl sie fast 3/4 der Bevölkerung stellen.
Von den 1186 Corona-Patienten, die in Deutschland Mitte August bis Anfang September intensivmedizinisch versorgt werden mussten, waren 119 gegen das Virus geimpft. Die Hälfte der Geimpften auf den Intensivstationen waren Alte, die bereits Anfangs des Jahres geimpft wurden und noch keinen Booster hatten. 30% waren mit Johnson&Johnson nur einmal geimpft - inzwischen wissen wir, dass das keinen wirklich effektiven Schutz macht.

Keiner der geimpften Intensivpatienten war ohne Vorerkrankung.
Aber für 2 Monate nach der Impfung haben Geimpfte auch AK auf der Schleimhaut, und in dieser Zeit wird das Virus direkt auf der Schleimhaut abgewehrt, kann sich also auch dort nicht vermehren. Und in dieser Zeit sind frisch Geimpfte dann auch nicht Überträger. Mit diesem kurzfristigen Effekt konnte in Israel die vierte Welle abgewürgt werden, indem ein großer Anteil der Bevölkerung eine Auffrischungsimpfung bekommen hat.
 
Dass die Impfung nicht zu 100% effektiv ist, das wissen wir längst, und das kann auch kein Argument gegen die Impfung sein. Es gibt viele Studien dazu, wie effektiv die Impfung ist. Eine an Klinikmitarbeitern, die ständig exponiert sind und regelmäßig mit PCR getestet wurden (https://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa2109072?articleTools=true) zeigt eine Rate von 2,6% symptomatischer Infektionen. Das ist der Eigenschutz.
Es gibt auch eine Riesenstudie darüber, mit welcher Wahrscheinlichkeit jemand die Infektion z.B. in einer Familie in Abhängigkeit von der Impfung weitergeben kann (https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.09.28.21264260v1.full.pdf). Bin ich ungeimpft, dann ist das Ansteckungsrisiko für meine Familienangehörigen 49% (bei Delta); bin ich mit Astra geimpft, sinkt das Risiko auf 30% und wenn ich mit BioNTech geimpft bin, auf 22%.
 
Wer also die Studien ansieht, merkt sofort, dass eine Impfung sowohl den Geimpften selbst als auch seine Umgebung schützt. Nicht zu 100%, leider, aber wo kriegen wir schon 100%? Dennoch ist der Nutzen so groß, dass es gerechtfertigt ist, Geimpfte von manchen Beschränkungen auszunehmen und Ungeimpfte eben nicht. Am schönsten wäre es natürlich, die Beschränkungen für alle endlich wieder aufzuheben. Aber dazu müssten sich halt alle, die geimpft werden können, auch impfen lassen.