Anfang Dezember hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, für die Stadt Mössingen eine Klimabilanz zu erstellen. Der Beschluss resultierte aus einem Antrag der CDU-Fraktion, die gleich auch ein passendes Instrument gefunden hatte.
Wir konnten damit aus einem Antrag der Grünen, der einerseits zu einer problematischen Arbeitsbelastung der Stadtverwaltung geführt hätte und andererseits über Symbolpolitik nicht hinausgekommen wäre, ein überzeugendes und effektives Signal für mehr Klimaschutz auf regionaler Ebene machen.
Klimaschutz ist ein Thema, um das wir nicht herumkommen werden. Nicht erst, seit wir von der Jugend beobachtet werden, nicht erst, seit uns ultimativ gedroht wurde, man würde uns mangelhafte Hinwendung zu diesem Thema nicht vergeben. Nicht erst, seit die Szenarien immer bedrohlicher werden. Und schon gar nicht erst seit Ende August August 2018, dem Datum, an dem nach Meinung mancher in Schweden der Klimaschutz erst erfunden wurde.
Was unsere Generation tun kann, das sollten wir schon tun, und das ist nicht wenig. Deutschland verursacht aktuell - mit sinkender Tendenz - 2,1% der gesamten weltweiten durch Menschen verursachten CO2-Emissionen. Das sind enorme 850 Mio t CO2 pro Jahr, es sind aber auch 400 Mio t oder 32 % weniger als 1990. Oft wird behauptet, das läge am Zusammenbruch der DDR-Industrieproduktion im Osten, aber das ist nicht mal die Hälfte der Wahrheit. Tatsächlich wurden nach 1990 viele Industriebetriebe im Osten geschlossen, gleichzeitig stieg das BIP Gesamtdeutschlands, also die Wirtschaftskraft, seit 1990 auf das zweieinhalbfache: von 1.306 Mrd € auf 3.344 Mrd €. Drastisch gesunken ist aber der ökologische Preis hierfür: inzwischen emittiert unsere Wirtschaft pro Million € BIP nur noch 211 t CO2, das sind gerade mal 54% des Wertes von 1990.
Eine ähnliche Entwicklung hat weltweit stattgefunden, von 920 t CO2 pro Mio € BIP auf 463. Wer also behauptet, unsere Generation habe nichts gegen den Klimawandel unternommen, der liegt falsch und sollte der Forderung der „Fridays-for-future“-Aktivisten folgen und hören, was uns die Wissenschaftler zu sagen haben. Denn auch Statistik ist Wissenschaft.
Wir wissen nicht, ob unsere Anstrengungen ausreichen werden. Tatsächlich nämlich können wir in Deutschland beim allerbesten Willen nicht mehr als 2,1% der weltweiten CO2-Emissionen einsparen, 97,9% sind außerhalb unserer direkten Kontrolle. Dies nur als Hausnummer, was erreichbar gewesen wäre, wenn wir und alle Gemeinden in Deutschland die von den Grünen geforderte Stelle eines Klima-Managers geschaffen hätten und diese es erreichen sollten, dass ab morgen jede Gemeinde in Deutschland klimaneutral wird. Im weltweiten Maßstab fällt das nicht ins Gewicht. Also ist die Frage durchaus berechtigt, ob es wirklich effektiv möglich ist, das Weltklima von Mössingen aus zu schützen, oder ob Klimaschutz am Ende nicht darauf hinauslaufen muss, uns vor dem Klimawandel zu schützen beziehungsweise auf seine Auswirkungen einzustellen.
Was sind demnach die Konsequenzen für Mössingen? Momentan wird mit voller Absicht und mit Ansage in der Bevölkerung Angst erzeugt. Greta Thunberg hat in Davos unverblümt gesagt, sie wolle, dass wir in Panik geraten. Angst ist aber immer ein schlechter Ratgeber, und Menschen, die in Panik sind, handeln nicht überlegt, sondern oft vorschnell und falsch. Auch das sagen uns übrigens die Psychologen, das sind auch Wissenschaftler. Statt uns also damit profilieren zu wollen, die behauptete Dringlichkeit aufzugreifen und nachzuplappern und in blindem Aktionismus irgend etwas zu machen, nur damit irgend etwas gemacht wird, sollten wir sehen, wo wir stehen, und wo wir sinnvoll etwas verändern können. Wir brauchen also zunächst den klimatechnischen Kassensturz, eine lokale Klimabilanz.
Um Kommunen bei der Erstellung und Fortschreibung kommunaler Energie- und CO2-Bilanzen zu unterstützen, hat das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft ein Excel-Tool für Kommunen erstellt. Nach erfolgreicher Pilotphase mit ausgewählten Kommunen steht das Werkzeug zur CO2-Bilanzierung allen Kommunen in Baden-Württemberg kostenfrei zur Verfügung. Ansprechpartner ist die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH (KEA). Die Erstellung der Bilanz wird im Rahmen des Programms Klimaschutz-Plus gefördert.
Und genau dieses Progrmm wird die Stadtverwaltung jetzt besorgen und anwenden. Auf Grundlage der damit gewonnenen Daten kann dann entschieden werden, welche weiteren Schritte seitens der Stadt hier Sinn machen. Bis dahin kann jeder vernünftig denkende Mössinger selbst überlegen, wo unnötige Fahrten eingespart, unnötiger Konsum vermieden, unnötiger Ressourcenverbrauch reduziert werden kann. Denn dass wir als Gesellschaft und damit jeder einzelne von uns durch sein Verhalten und seinen Konsum die Emission von mehr Klimagasen verantwortet, als der Erde langfristig gut gut, das steht ja außer Zweifel.
Für die CDU-Gemeinderatsfraktion
Dr. Andreas Gammel